Forderung nach Hindu-Königreich

Nepal: Hindu-Nationalismus wachsende Bedrohung für Christen

Hindu-Tempel in Kathmandu
Nepal ist einer der ärmsten demokratischen Staaten der Welt. Jetzt werden auf immer gewalttätigere Art Forderungen nach einem hinduistischen Königreich laut. Christen sind besorgt.

Anfang April marschierten Demonstranten auf das Parlamentsgebäude in Kathmandu und erhoben lautstark die Forderung nach einer Rückkehr zur Monarchie und einem Hindu-Staat. Der Marsch wurde gewalttätig, als die Demonstranten mit der Polizei zusammenstiessen, was zu mehreren Schwerverletzten führte.

Einerseits haben die Proteste mit Frustration über die Politik zu tun. So schreibt die NZZ: «In gerade einmal 16 Jahren Demokratie hat Nepal bereits 13 Regierungen erlebt. Nepals Parteienlandschaft ist zersplittert und kompliziert. Im Parlament werden ständig neue Koalitionen gebildet und kaum je echte Reformen auf den Weg gebracht.»

Diese Unzufriedenheit nutzen Hindu-Nationalisten aus. Die Demonstrationen sind von der Rastriya Prajatantra Party (RPP) organisiert. Sie fordert nicht nur eine Rückkehr zur Monarchie: Nepal soll auch explizit ein Hindu-Königreich werden. Heute ist Nepal offiziell ein säkularer Staat, etwa achtzig Prozent der Bevölkerung sind Hindus, zehn Prozent Buddhisten, hinzu kommen Muslime und weniger als zwei Prozent Christen.

Die RPP verfügt über starke Verbindungen nach Nordindien und zur indischen Regierungspartei BJP. Laut einem Bericht des amerikanischen Aussenministeriums erhält die RPP Geld aus dem Umfeld der BJP. «Der ehemalige König Gyanendra Shah traf vergangenes Jahr den prominenten BJP-Politiker Yogi Adityanath», so die NZZ. «Dieser ist Chef des grössten indischen Teilstaates, Uttar Pradesh, ein Hindu-Mönch, und gilt als einer der radikalsten Vertreter des Hindu-Nationalismus innerhalb der BJP. Adityanath empfing den ehemaligen König wie einen Monarchen.» Allerdings haben sich alle grossen Parteien gegen eine Rückkehr des Königs ausgesprochen.

Pro-hinduistisch und anti-christlich

Dennoch haben seit dem Marsch viele Menschen innerhalb und ausserhalb Nepals ihre Besorgnis über den wachsenden Hindu-Nationalismus zum Ausdruck gebracht. Im Gegensatz zu den Christen im Nachbarstaat Indien waren die Gläubigen in Nepal bis vor kurzem besser vor staatlich sanktionierter Diskriminierung und Gewalt geschützt. Das Blatt könnte sich jedoch wenden. Die hinduistische Einflussnahme aus dem Nachbarland hatte bereits im vergangenen Jahr zu einer Zunahme der Gewalt gegen religiöse Minderheiten geführt. Christen, Muslime und Buddhisten mussten mit ansehen, wie ihre heiligen Gebäude, Zeremonien und bestimmte Personen von der hinduistischen Mehrheit angegriffen wurden. Christliche Kirchen wurden angegriffen und beschädigt. Die Christen wurden fälschlicherweise beschuldigt, Kühe zu schlachten, die den Hindus heilig sind. Christliche Beobachter in Kathmandu haben sich besorgt über diesen wachsenden Trend geäussert und mitgeteilt, dass die christliche Arbeit im ganzen Land gefährlicher wird.

Christlicher Anteil wächst

Vor allem im Tiefland Nepals, einer Region, die an Indien grenzt, wird die Bevölkerung von hindu-nationalistischer Rhetorik beeinflusst. Die Regierung scheint nicht an einer Lösung interessiert zu sein. Im Gegenteil: Im Parlament werden zunehmend Stimmen laut, die für eine Hindu-Nation eintreten. Obwohl die christliche Gemeinschaft weniger als zwei Prozent der Bevölkerung Nepals ausmacht, wächst sie schnell – insbesondere durch die missionarische Arbeit von Südkorea aus. Hindu-Nationalisten bezeichnen dies als «unerwünschten ausländischen Einfluss». Seit 2017 ist in Nepal ein Anti-Konversionsgesetz in Kraft, das die Lage der religiösen Minderheiten im Land noch prekärer macht.

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Datum: 29.04.2024
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Persecution.org / NZZ

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